Was hinter der legendären Hymne des FC Liverpool steckt

Vor jedem Heimspiel des FC Liverpool ist der legendäre Song „You’ll Never Walk Alone“ ohne Zweifel auch wieder zu hören sein und die Fans elektrisieren. Die Hymne des FC Liverpool ist längst ein Stück Kulturgut. Dass es so kam, ist aber reiner Zufall. Wir erzählen die Geschichte (inklusive Text zum Mitsingen).Der beste Chor der Welt: die Fans des FC Liverpool. Foto: AP Stuttgart – Manchmal erreicht ein Fußballspiel schon vor dem Anpfiff seinen Höhepunkt. Dazu braucht es keine Spieler auf dem Platz, dazu braucht es keine Schüsse, keine Dribblings, keine Zweikämpfe. Dazu braucht es nur ein Lied.

Wer verstehen will, was diese Hymne für den FC Liverpool und welch Strahlkraft sie besitzt, der sollte sich die Geschichte des legendären Reds-Erfolgstrainers Bill Shankly vor Augen führen. In den letzten Tagen vor seinem Tod im Jahr 1981 setzte er sich immer und immer wieder vor seine Musikanlage – und spielte nur diesen einen Song ab: „You’ll Never Walk Alone“. Bill Shankly fand Halt und Stärke in dem Lied, das ihn lange begleitet hatte. Er wusste: Er würde niemals alleine gehen.

Gerry Marsden, Mitglied der Liverpooler Band Gerry and the Pacemakers, weiß um die Wirkung des Songs. Er war es, der mit seinen Pacemakers und der Coverversion von „You’ll Never Walk Alone“ im Jahr 1963 einen Nummer-eins-Hit landete. Damals wurden in den englischen Stadien vor Spielbeginn die aktuellen Hits gespielt. Danach verschwand der Song wieder aus den Hitparaden. Die Liverpool-Anhänger auf The Kop, der legendären Stehtribüne, vergaßen ihn nicht. Sie sangen ihn weiter – bis heute.
Gerry Marsden erinnert sich genau an jenen Moment, als er seinen Song 1963 erstmals an der Anfield Road hörte: „Meine Knie wurden weich. Ich hatte das Gefühl, ich schmelze dahin. Wir waren die Könige der Welt.“ Am Saisonende wurde Liverpool nach 17 Jahren wieder Meister. Und Trainerlegende Bill Shankly sagte zu dem Bandleader Marsden: „Ich habe den Menschen in Liverpool eine Fußballmannschaft gegeben – aber du hast ihnen ihren Song gegeben.“

Bill Shanklys Asche wurde auf dem Rasen verstreut

„You’ll Never Walk Alone“ – das ist ein Lied über das Leben, und vielleicht passt es deshalb so gut zu einem Fußballspiel. Es geht um schwierige Phasen und Rückschläge, es geht darum, niemals aufzugeben. „Walk through a storm, hold your head up high“ – durch den Wind gehen und den Kopf oben halten. Auf und nieder: die Fans oben auf den Rängen – sie werden mit den Kickern unten auf dem Rasen mit „You’ll Never Walk Alone“ eins. Ein Lied als emotionales Bindeglied. „Die Leute“, sagte Gerry Marsden einmal: „Sie singen mit im festen Glauben, dass dieses Lied ihnen weiterhilft – wenn der Song langsam ansteigt, die Lautstärke auf den Rängen mitgeht, in diesem Momenten könnte ich tot umfallen. Ich wäre Gott nicht böse.“
Das Lied erblickte am 19. April 1945 das Licht der Welt – als Ballade am Broadway-Musical Carousel, bei dem es um einen Karussellbremser geht, der sich nach einem Raubüberfall umbringt. Er darf für einen Tag auf die Erde zurück und bringt seiner Tochter einen Stern mit, der ihr eine bessere Zukunft verheißt.

Welch Emotionen der Song weckt, zeigte sich auch im Sommer 2013, als 95 000 Australier in Melbourne das Lied bei einem Testspiel der Reds so inbrünstig sangen, dass die Liverpool-Legende Steven Gerrard weinte.

Nach seinem Tod Shanklys wurde seine Asche auf dem Rasen der Anfield Road verstreut. Vor jedem Heimspiel wird seither auch für ihn gesungen: Du gehst niemals allein.

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