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- Weihnachten 1914
Fussball vereint auch im Krieg. Spielen statt schießen – Ein Weihnachtsmärchen 1914.
Nach über vier Monaten gewaltigen Feuertauschs und blutiger Kämpfe zwischen deutschen und britischen Soldaten kommt es an der Front zu einem Fussballspiel. Die Soldaten entschließen sich zu einer Feuerpause und verbrüdern sich.
Bei Kriegsbeginn im Sommer war die Hoffnung groß, Weihnachten wieder zu Hause zu sein und mit der Familie zu feiern. Es entfachte jedoch ein Stellungskrieg zwischen deutschen Soldaten auf der einen Seite sowie französischen und britischen Soldaten auf der anderen Seite, der noch vier weitere Jahre dauern sollte.
Zwischen dem flandrischen Ypern und dem französischen Richebourg fielen innerhalb der Monate über eine halbe Million Menschen. Als Hölle auf Erden wurde der Frontabschnitt bezeichnet. Zumindest bis Heiligabend anbrach. Denn am 24. Dezember 1914 legte der Krieg für einen Moment eine Pause ein. Statt des Lärmes von Kanonenfeuer und Schmerzensschreien klangen wie aus dem Nichts Weihnachtslieder über das Schlachtfeld. Nachdem ein deutscher Soldat „Stille Nacht“ einstimmte, war seitens französischer und britischer Soldaten Applaus zu hören. Folgend stimmten die alliierten Soldaten ihrerseits diesen Klassiker ein.
Inmitten des Gemetzels ein Hauch Menschlichkeit
Nachdem deutsche Soldaten begannen, Kerzen auf Schützengräben zu stellen, verwandelte sich die Frontlinie in eine kilometerlange Lichterkette. Um einer Finte der Deutschen vorzubeugen, eröffneten die Alliierten das Feuer. Entgegen der Annahme wurde dieses nicht erwidert. Stattdessen riefen sich die gegnerischen Soldaten Weihnachtsgrüße zu.
Als am nächsten Morgen der Tag zu dämmern begann, versammelten sich die verfeindeten Soldaten zwischen den Schützengräben auf dem Schlachtfeld. In dieser Zeit höchst wertvolle Dinge wie Zigaretten und Alkoholika wechselten den Besitzer. Ohne die Regeln der Oberen im Ansatz zu befolgen, richteten Briten und Deutsche ein provisorisches Fussballfeld ein und begannen zu spielen. Wo Stunden zuvor noch der Tod an jedem Stein lauerte, spielten die Soldaten Fussball an der Front. Dabei ging es mehr als fair zur Sache. So schrieb die Deutsche Fussballzeitschrift „11Freunde“ nach Überlieferungen:
Fussball an der Front ohne Schiedsrichter – alle halten sich dennoch streng an die Regeln.
Soldaten, die sich wochenlang nach dem Leben trachteten, halfen sich gegenseitig und ulkten miteinander. Nach rund sechzig 60 Minuten bekam die deutsche Generalität Notiz und machte dem Treiben ein Ende. Während der Weihnachtstage kam es mehrfach zum Fussball an der Front zwischen Ypern und Richebourg sowie an anderen Frontabschnitten. Umso mehr ein Zeichen der Menschlichkeit, dass die Parteien sich darauf einigten, Angriffe nur zu simulieren. Folglich notierte ein britischer Soldat: Um den Schein zu wahren, werden sie bei Anwesenheit ihres Generals ein bisschen Schiessen.
Fussball an der Front – nur ohne General
Dann endete der Weihnachtsfrieden abrupt und endgültig. Tod und Verderben hielten wieder Einzug. Denn die Soldaten beider Seiten mussten wieder Befehle befolgen. Ruhm und Ehre erlangen – das geht nicht mit Fussball an der Front. So die Oberen. Töten und getötet werden für das eigene Land; das war die Anforderung. Geschichtlich überliefert sind dies die einzigen sportlichen Aufeinandertreffen verfeindeter Parteien inmitten aktiver Kampfhandlungen. Auch in den folgenden Kriegsjahren konnten sich ähnliche Akte der Menschlichkeit nicht wiederholen. Sowohl die Führung der Alliierten als auch der Deutschen erstickten diese im Keim.
Nehmt Euch einen Augenblick Zeit – bis der Trompeter einsetzt. Gänsehaut pur!
Hier erörtert Dirk Schröder das Projekt!